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Wie hat sich die Methode «Autogenes Training» in den letzten Jahren entwickelt?
Bei der Frage nach der aktuellen Entwicklung des Autogenen Trainings, stösst man oft auf die Frage: «Ist denn AT veraltet und verstaubt?». Die Antwort lautet: Nein, AT ist aktuell und es gibt sehr wohl neue Entwicklungen.
Die Originalbücher aus der Entwicklung des AT von Dr. J.H. Schultz mögen sehr wohl etwas verstaubt sein und die verwendete Sprache veraltet wirken, doch die Vorgehensweise und Wirkung des Autogenen Trainings ist brand aktuell. Regelmässig wird dies von der modernen Wissenschaft, z.B. der Hirnforschung, bestätigt und bei genauerer Betrachtung, fällt auf, dass Schultz bereits dazumal vieles wusste beziehungsweise vertreten hat, was erst jetzt «bewiesen» werden kann.
Die Herausforderungen der heutigen Zeit, sei dies durch die Digitalisierung, zunehmenden Belastungen im Job, Erfordernissen von modernen Familienstrukturen usw., fordern dem Körper, dessen Nervensystem und dem Geist einiges ab und diese benötigen zur Erholung regelmässige Auszeiten. Um dies im Alltag effizient umzusetzen, ist das Autogene Training eine der besten Methoden. Die Qualität zeigt sich gerade auch dadurch, dass in unzähligen anderen und jüngeren Methoden und Strategien stillschweigend Teile des AT als Submethode integriert wurden.
In der Schweiz ist das Autogene Training vom Gesundheitssystem zur Zeit leider nur in seiner Grundstufe anerkannt und wird dadurch oft lediglich als Entspannungstechnik verstanden. Damit ist klar vorgegeben und relativ gut abgegrenzt, was aus dieser Perspektive AT ist bzw. sein soll. Demzufolge ist auch der Entwicklungsspielraum stark eingegrenzt.
Mit folgender Aussage bestätigt Dr. Wallnöfer, Kollege von Dr. J.H. Schultz und Entwickler der Analytischen Oberstufe, dass eine langsame Entwicklung auch gut ist: «In der heutigen, herausfordernden und hektischen Zeit, ist gerade wichtig, dass eine Methode grosse Konstanz hat und sich also gar nicht schnell entwickeln muss» und somit einen Gegenpol dazu darstellt. Die biologischen Prozesse und Wirkungsweisen sind gleich, auch wenn sich die Umgebung schnell verändert und den Eindruck generiert wird, dass nur top Modernes gut ist.
Anlässlich der Betrachtung der Entwicklung des AT, gibt es unterschiedliche Einflüsse und Strömungen.
Als Mittel für das Erreichen der Versenkung dienen autosuggestive Formeln. Im Hauptfokus des ersten Schrittes liegt die Autogene Entspannung, worauf dann die Mittelstufe und Oberstufe aufbaut. Das Autogene Training wurde als Therapieform für somatische aber auch psychosomatische Beschwerden in vielen Studien erforscht und die Wirksamkeit bewiesen. Mit dem Einführen der Analytischen Oberstufe entstand die Autogene Psychotherapie, welche in einigen Ländern grosse Anerkennung geniesst.
Der suggestive Charakter führte dazu, dass AT oft auch suggestiv unterrichtet wird. Der Arzt, Lehrer oder Therapeut spricht also die Formeln in den Sitzungen vor. Wobei bereits Schultz vertreten hat, dass unter Anweisungen einer Fachperson selbständig und rein autosuggestiv trainiert werden soll. Dies führte mit der Zeit zu unterschiedlichen Strömungen und Vorgehensweisen.
Wolfgang Luthe praktizierte beispielsweise das Vorsprechen. Er erkannte in den 60er Jahren nebst der heilsamen Wirkung des AT den Wert der «störenden» Seiteneffekte und
Hindernisse eines Übenden, welche Ausdrücke eines therapeutischen Prozesses sind. Diese Entladungen, welche als Autogene Neutralisation verstanden werden, dienen der natürlichen Auflösung von traumatischen Erlebnissen.
Die wohl neueste Entwicklung des Autogenen Trainings wird von Luis de Rivera vertreten, welcher seine Weiterentwicklung Autogenics 3.0 (2017) nennt. Dabei lässt er wirkungsvolles und erforschtes Wissen aus seriösen Meditationstechniken einfliessen, um dem westlichen Trainierenden einen sicheren und effektiven Weg zu bieten. Im Zentrum steht dabei die bewusste Wahrnehmung und dient dem gesunden Menschen noch mehr, den Weg zur eigenen Persönlichkeit zu finden.
Luis de Rivera, kündete an, dass in seinem nächsten Buch viel Neues über Autogene Techniken folgen wird. Sind wir also gespannt auf diese neuen Einflüsse.
Autogenes Training ist aktueller denn je und wird hoffentlich auch in Zukunft noch mehr Personen eine grosse Unterstützung sein.