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Entwicklung der Methode «Hypnose» in den letzten 10 Jahren
Die Hypnose ist ein seit vielen Jahren im therapeutischen Bereich etabliertes Verfahren. Sie geniesst dank der stattgefundenen Entmystifizierung durch die Wissenschaft vor allem in den letzten 10 Jahren Zuwachsraten und Nachfragesteigerungen wie kaum eine andere Therapie-Methode.
Steigende öffentliche Anerkennung
Mittlerweile wird die Hypnose nicht mehr als einheitliche Technik gesehen, sondern vielmehr als eine Sammlung aus verschiedenen Techniken und Vorgehensweisen, die (zumeist) das Ziel haben, beim Klienten eine Trance zu erzeugen, um mit deren Hilfe so einen bestimmten Effekt zu erzeugen. Ebenso wie die verschiedenen Hypnose-Techniken sich unterscheiden, unterscheiden sich auch die durch sie erreichbaren Trancezustände. Dies machen Darstellungen der betroffenen Gehirnregionen im MRI klar sichtbar. Diese Unterscheidung ist nicht nur in leichte, mittlere und tiefe Trance zu unterteilen, sondern kann auch nochmals in beispielsweise Entspannungstrance, Interaktive Trance (mit Bildwahrnehmung), Aktivitätsgesteigerte Trance (Zustände erhöhter Energie), Regressions- oder Spirituell geprägte Trance (z.B. mit Erinnerungen an frühere Erlebnisse oder Leben) untergliedert werden.
Die Wirksamkeit der Hypnose ist erwiesen. Der Wissenschaftliche Beirat der Bundes-Psychotherapeuten-Kammer in Deutschland hat am 27. März 2006 der Hypnose eine wissenschaftliche Anerkennung verliehen. 2013 wurde die medizinische Hypnose von den Gesundheitsbehörden in Frankreich offiziell anerkannt und an der medizinischen Fakultät ein Ausbildungszyklus für angehende Ärzte eingeführt. Die Hypnose kann allerdings auf eine wesentlich längere Anerkennung zurückblicken. In den englischsprachigen Ländern gilt Hypnose schon seit über 50 Jahren als anerkannt.
Vermehrt genutzte Anwendungsbereiche von Hypnose
Die Anwendung von Hypnose erfährt in den letzten Jahren eine ansteigende Beliebtheit.
In den folgenden therapeutischen Bereichen:
- Reduktion oder gar Beseitigung von Phobien / Angstzuständen
- Behandlung von Ein- und Durchschlafstörungen
- Rauchentwöhnung
- Stressreduktion
- Burnout
- Gewichtsreduktion
- Steigerung des Selbstwertes
- Bulimie (Ess-Brechsucht)
- Geburtsvorbereitung
- Herpes
- Migräne
- Neurodermitis
- Rauchen
- Behandlung von Schwindel
In den folgenden medizinischen Bereichen:
- Behebung von Angstzuständen bei der Zahnbehandlung
- Reduktion von Medikamenten zur Anästhesie
- Verzicht von Medikamenten zur Anästhesie
- Vorbereitung und Durchführung medizinischer Eingriffe («Hypnochirurgie»)
- Schmerzreduktion
Eine weitere erkannte Besonderheit der modernen Hypnose ist ihre Brückenfunktion zwischen Medizin und Psychotherapie, wobei ein Zusammenhang zwischen psychischen und somatischen Prozessen hergestellt wird. Aufgrund der erhöhten psycho-physiologischen Flexibilität während der Trance lassen sich mit Hypnotherapie somatische Heilungsprozesse z.B. über das Immunsystem (Expertise zur Beurteilung der wissenschaftlichen Evidenz des Psychotherapieverfahrens, vorgelegt von Dirk Revenstorf – Universität Tübingen, Januar 2003) unterstützen.
Als wertvolle Ergänzung zum Veränderungsprozess, welcher beim Therapeuten/Arzt während der Hypnose angeregt wird, haben sich in den letzten Jahren die Verwendung von Audio-Dateien zur eigenständigen Vertiefung durch den Kunden in seinem Alltag bewährt. Der Therapeut kann zu diesem Zweck die jeweils aktuelle Hypnose-Sitzung aufzeichnen oder zusätzliche Tonträger für den Kunden bespielen.
Auch die Selbsthypnose, erzielt durch das Vermitteln von Selbsthilfetechniken, ist im letzten Jahrzehnt verstärkt zur Anwendung gekommen. Die Therapieziele sollen in Kongruenz zu den Erwartungen des Klienten, möglichst unter Aktivierung seiner eigenen Ressourcen, durch den kompetenten, also in den vielen Methoden der Hypnose ausgebildeten Hypnosetherapeuten in effizienter Zeit erreicht werden.
Wissenschaftliche Erforschung
Die Wirksamkeit der Hypnose wurde in unzähligen Studien nachgewiesen. Eine aktuelle medizinische Studie, welche in der Zeitspanne von 2005 bis 2015 aus mehreren Datenbanken deren Metadaten mit je mindestens 400 Patienten analysiert hat, zeigt etwa folgende Resultate: Hypnose war der Behandlung in den Kontrollgruppen im Hinblick auf die Reduktion von Schmerzen und psychischer Belastung überlegen. Die Studie kommt zu folgendem Schluss: «Die medizinische Hypnose ist eine wirksame und sichere komplementäre Methode bei medizinischen Eingriffen (…). Wachsuggestionen können Bestandteil einer effektiven Kommunikation mit Patienten in klinischen Alltagssituationen sein.» (Wirksamkeit, Sicherheit und Anwendungsmöglichkeiten medizinischer Hypnose; Deutsches Ärzteblatt Int 2016; 113(17): 289-96; DOI: 10.3238/arztebl.2016.0289).
Auch die in der obigen Studie erwähnte Anwendung von Wachsuggestionen erfahren heute grosse Beliebtheit: Suggestionen können im direkten Kundengespräch integriert werden ohne Indikation einer Trance. Sie dienen in diesem Fall der allgemeinen Kommunikation zwischen Kunde und Therapeut, fördern das gegenseitige Verständnis und reichern die definierte Zielerreichung an.
Eine andere aktuelle Studie mit neurofunktionalem Fokus der Hypnose über die letzten 20 Jahre hinweg hat sich vor allem mit dem Phänomen der (hohen) Suggestibilität, der Ansprechempfindlichkeit auf Suggestionen (selbst bei mittlerer Suggestibilität), sowie der Relevanz der Induktionsverfahren beschäftigt. Ergebnis: Während bei hoch suggestiblen Menschen vor allem der anterior cingulate und der präfrontale Kortex die Ansprechempfindlichkeit steuern, bleibt noch viel Forschungsspielraum für die anderen sehr wichtigen Fragen offen (Journal List, Neuroscience of Consciousness, v.2017(1); 2017; PMC5635845).
Kritische Aspekte von Bühnenhypnose
Neben den vielen erwähnten Themengebieten, in welchen Hypnose zunehmende Beliebtheit erfährt, wird eine andere Facette der Hypnose mittlerweile kritisch beäugt: Die Show-Hypnose. Die in der Show-Hypnose zum Zweck der Unterhaltung des Publikums oft ausgenutzte Position einer teilnehmenden Person passt nicht mehr in unsere heutige Welt des selbstbestimmten Individualismus. Negative Erfahrungen von Zuschauern und Teilnehmern lassen das Interesse an dieser Form der Hypnose sinken.
Die unzähligen positiven Erfahrungen, welche Kunden in seriösen Therapie-Sitzungen erfahren, werden die Akzeptanz der Hypnose im medizinischen und therapeutischen Setting in den kommenden Jahren wohl noch weiter ansteigen lassen.
Wie es mit Hypnose weitergeht
Ein professioneller Hypnose-Therapeut setzt heute zudem eine Vielfalt an anerkannten Therapie- und Coaching-Verfahren ein. Somit greift der Therapeut in jeder Sitzung auf ein grosses Wissen zurück, welches ihm die optimale Kombination von Behandlungsansätzen mit Fokus auf das Thema und die einmalige Persönlichkeit des aktuellen Kunden ermöglicht. Eine Reduktion auf ein einziges Verfahren ist fahrlässig und wird weder der Hypnose noch dem Klienten gerecht.
Trotz grosser Akzeptanz und Wirksamkeit der Hypnose ist diese in der Schweiz immer noch nicht krankenkassenanerkannt. In Zukunft werden Massnahmen, welche eine Anpassung dieser Ausgangslage zum Ziel haben, von aktiven Fachpersonen deshalb weiterhin im Fokus stehen.
Fazit
- Hypnose ist eine hocheffektive Methode.
- Ihre Wirksamkeit wurde in unzähligen Studien erwiesen. Erwiesen ist auch die Relevanz der verschiedenen Induktionsverfahren.
- Trotz ihrer hohen Akzeptanz und der Anerkennung in vielen Ländern ist sie in der Schweiz nicht krankenkassenanerkannt.
- Sowohl Medizin (Zahnmedizin und Humanmedizin) als auch psychotherapeutische Verfahren nutzen mit zunehmender Selbstverständlichkeit die Vorzüge der Hypnose: z.B. Schmerzreduktion, Stabilisierung/Aktivierung des Immunsystems, Reduktion von Medikamenten, Kostenreduktion, Stressreduktion etc.
- Zentral ist die besondere Beziehung von Klient (Hypnotisand) und Therapeut (Hypnotiseur). Für den professionellen Hypnotiseur bedeutet dies darum, eine Vielfalt an anerkannten Verfahren anbieten zu müssen. Eine Reduktion auf ein einziges Verfahren ist fahrlässig und wird weder der Hypnose noch dem Klienten gerecht.