flowinyou festival 2025: Beziehung als Schlüssel zur Entwicklung

Flow in You – Beziehungen leben

Beziehung – das klingt so selbstverständlich. Doch wer sich tiefer damit beschäftigt, merkt schnell: Beziehung ist keine Selbstverständlichkeit. Beziehung ist mehr als das, was zwischen zwei Menschen geschieht – sie ist das Fundament unseres Seins. Sie ist eine gelebte Kompetenz die gepflegt, reflektiert und immer wieder neu gelernt werden will. Wer sich mit Persönlichkeitsentwicklung beschäftigt, weiss: Ohne Beziehung gibt es keine Resonanz, ohne Resonanz keine Veränderung. Das Flow in You Festival widmete sich genau dieser Schnittstelle – zwischen Ich und Du, Körper und Geist, Innen und Aussen. Ob Coaching, mentales Training, Hypnose, NLP oder Autogenes Training – all diese Methoden vereint eines: Sie schaffen Resonanzräume. Denn ohne Resonanz – ohne das bewusste In-Schwingung-Gehen mit sich selbst und anderen – bleibt Entwicklung reine Theorie.

Beziehung – das grosse Zauberwort

Was bedeutet Beziehung eigentlich? In der Welt der Persönlichkeitsentwicklung sprechen wir oft von „Verbindung“, „Authentizität“ oder „Herzöffnung“. Doch im Kern steckt etwas erstaunlich Einfaches – und zugleich Tiefes: Transaktionsanalyse. „Ich bin ok, du bist ok.“ – Es klingt schlicht, ist aber die Grundlage einer demokratischen, respektvollen Gesellschaft. Ein Satz mit Haltung: Wir begegnen uns auf Augenhöhe, auch wenn wir nicht derselben Meinung sind. Denn Beziehung heisst: Wir leben unsere Meinungen – und noch wichtiger – wir halten unterschiedliche Meinungen aus. Oder, um’s mit einem Augenzwinkern zu sagen: Wenn wir schon alle auf derselben Wellenlänge wären, wäre’s im Leben ganz schön langweilig.

Alex Triner – Resonanz in der Notaufnahme

Wenn im Rettungsdienst Sekunden zählen, ist Beziehung nicht das Erste, woran man denkt – aber genau da beginnt sie. Alex Triner, Notfallsanitäter mit feinem Gespür für Bewusstsein, zeigte, wie Resonanz auch in Hochstress-Situationen entstehen kann. Ein Patient mit Atemdepression – die Lage ernst, das Adrenalin hoch. Triner führt ein leises Selbstgespräch, sortiert Medikamente, macht mentale Checklisten, holt sich seinen Hypnose-Anker: „Tryner, du bist viel zu schnell.“ Er atmet, spürt wieder Boden. Dann kommt vom Kollegen ein Satz im Urner Dialekt: „Hey, ich bin auch noch da!“ Beide lachen – und in diesem Moment passiert Magie: Resonanz. Das System reguliert sich, Präsenz kehrt zurück. Resonanz heisst, so Hartmut Rosa, „in Schwingung gehen mit der Welt“ – emotional, körperlich, unwillkürlich. Sie lässt sich nicht erzwingen, aber sie verändert uns, wenn sie geschieht. Triners Szene zeigt eindrücklich: Selbst im Ausnahmezustand bleibt Beziehung
das stärkste Medikament.

Raphael Fässler – Spartacus, Kleopatra und das Nervensystem der Seele

Mit einer gespielten Inszenierung verband Raphael Fässler Neurobiologie, Symbolik und Beziehungsphilosophie. Er kreierte ein Märchen von Spartacus und Kleopatra – und machte daraus ein Gleichnis über das fein austarierte Zusammenspiel von Sympathikus und Parasympathikus, den beiden Hauptakteuren unseres autonomen Nervensystems .Spartacus steht für den Sympathikus – die Kraft des Kampfes, der Aktivierung, der Energie, die uns in Bewegung bringt .Kleopatra verkörpert den Parasympathikus – die Königin der Ruhe, Regeneration und inneren Balance. Zwischen beiden spielt sich das ganze Leben ab: Anspannung und Entspannung, Leistung und Loslassen, Geben und Empfangen. Gerät das System aus der Balance, übernimmt Spartacus zu lange die Führung – Stress entsteht, Resonanz bricht ab, und der Körper verliert seine natürliche Regenerationsfähigkeit. Das Märchen zeigte: Beziehung – auch die zu uns selbst – ist immer ein Tanz zwischen diesen beiden Kräften. Erst wenn beide in Einklang kommen, entsteht ein harmonisches Ganzes. In diesem Zusammenhang sprach Fässler über den Unterschied zwischen verschiedenen Formen des Miteinanders, die unser soziales und psychisches Gleichgewicht prägen: Ausbeutung – „Ich gegen dich“: Der eigene Nutzen um jeden Preis. Beziehung wird zur Konkurrenz um Macht oder Anerkennung. Konkurrenz – „Ich besser als du“: Vergleich, Sieg, Leistungsdenken. Hier entsteht Anspannung, nicht Verbindung. Kooperation / Kollaboration – „Ich mit dir“: Ein gemeinsamer Vorteil, ein Win-Win, bei dem beide Seiten profitieren. Co-Creation – „Ich bin mit dir“: Das höchste Niveau des Miteinanders – gemeinsames Schöpfen aus Verbundenheit. Co-Creation, so Fässler, bedeutet Miteinander im Flow oder nach Veith Lindau ausgedrückt: Wenn zwei Menschen sich in einem gemeinsamen Anliegen zum Wohle aller verbinden – und dabei ihre Verschiedenartigkeit feiern.

Roland Kracht – Facharzt für Kinder- & Jugendmedizin – Führung durch Beziehung – kein Dressurakt

Mit entwaffnender Klarheit und feinem Humor holte uns Roland Kracht zurück auf den Boden der Tatsachen – genauer gesagt: in die Welt der Kinder. Kinder, so betonte er, brauchen Orientierung, keine Dressur. Konsequenz ist dabei kein Gegensatz von Liebe, sondern Ausdruck von Verlässlichkeit. In den ersten sechs Lebensjahren lernen Kinder über Lust, Neugier und Experimentieren. Sie probieren, scheitern, versuchen es erneut – Lernen in Reinform. Und das gelingt nur in Beziehung. Kinder lernen nicht durch Kontrolle, sondern durch Verbundenheit. Sie brauchen Leuchttürme, keine Scheinwerfer – Erwachsene, die ihnen Richtung geben, ohne sie zu blenden. Fehler gehören dabei nicht nur dazu – sie sind essenziell. Wie Gerald Hüther betont: „Kinder dürfen – nein, sie müssen Fehler machen.“ Denn Stress, so Kracht, ist der natürliche Feind der Empathie. Wer unter Druck steht, verliert den Zugang zu sich – und damit die Resonanz zu anderen. Druck blockiert Lernen, während Begeisterung Neurotransmitter aktiviert, Synapsen öffnet und Entwicklung möglich macht. Oder um es wie Jesper Juul formulierte: „In einer Beziehung zwischen Kind und Erwachsenem ist immer der Erwachsene für die Qualität verantwortlich.“ Kracht sieht in der Liebe die Basis für Wachstum. Das klingt romantisch – ist aber neurobiologische Realität. Denn bereits Gerald Hüther erklärte Potenziale des Gehirns entfalten sich nur in vertrauensvollen Beziehungen: Sprich wenn ein Kind sich sicher fühlt, öffnen sich im wahrsten Sinne die neuronalen Netzwerke für Lernen, Kreativität und Selbstwirksamkeit. Erst dort, wo ein Kind sich gesehen und verstanden fühlt, entsteht das, was in der Pädagogik „Joining“ genannt wird – jene tiefe innere Verbindung, in der Entwicklung überhaupt erst möglich ist. Selbstwirksamkeit, das Gefühl „Ich kann etwas bewirken“, ist kein Lernstoff, sondern wächst aus Beziehung. Kracht zitierte zuletzt das afrikanische Sprichwort: „Um ein Kind aufzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf.“ -Ein Dorf aus Menschen, die Resonanz geben – Eltern, Nachbarn, Grosseltern, Freunde. Denn Entwicklung geschieht nie im Alleingang, sondern in Beziehung – in einem Netz aus Zugehörigkeit, Vertrauen und gelebter Liebe.

Dr. Rommel Jadaan – B2R-Studie -Back to the Roots

Dr. Rommel Jadaan, Hausarzt, Internist und langjähriger Forscher, spannt den Bogen zwischen Medizin, Sinn und Lebenskunst. Seine B2R-Studie („Back to the Roots“) – vor 25 Jahren gestartet, heute abgeschlossen – zeigt eindrucksvoll, wie eng Gesundheit, Bewusstsein und Beziehung miteinander verwoben sind. Im ersten Teil seines Vortrags führte er durch die acht Lebensbereiche, die uns Menschen letztlich beschäftigen – ein Modell, das so einfach wie tiefgründig ist:

  • Spiritualität – Was gibt meinem Leben Richtung? Woran glaube ich – und was bedeutet Sinn für mich?
  • Gesundheit – Die drei Hauptkerne sind Ernährung, Bewegung und Prävention. Kontrolle – im Sinne von Achtsamkeit, nicht Zwang – bildet die vierte Säule.
  • Familie – Von der Ursprungsfamilie über die eigene bis hin zur erweiterten: Hier lernen wir Bindung, Rollen und Verantwortung.
  • Freunde – Menschen, die Resonanz geben, wenn das Leben lauter wird.
  • Beruf – Wo bringe ich meine Gaben ein? Wie viel Identität liegt in Leistung?
  • Finanzen – Das Verhältnis zu Einkommen, Ausgaben, Ersparnissen und Investitionen spiegelt unser Sicherheits- und Freiheitsgefühl. Leidenschaften & Träume – Der Raum, in dem Begeisterung und Kreativität wachsen.
    Gesellschaft – Wie trage ich mit meinem Handeln zum grossen Ganzen bei?

Er stellte die zentrale Grundsatzfrage: „Was hindert mich daran, dorthin zu kommen, wo ich hinwill?“ Diese Frage ist der Übergang von der symptomatischen zur kausalen Therapie – weg vom reinen Reagieren hin zum bewussten Gestalten. Sie eröffnet den Prozess der Selbstklärung: „Was muss ich tun, wer kann mir helfen, wann, wie und wo?“ Daraus entsteht ein Plan – kein medizinisches Rezept, sondern ein ganzheitlicher Weg zur Selbstverantwortung. Im zweiten Teil, als Notarzt, sprach Dr. Jadaan über die Beziehung zum Tod – ein Thema, das er mit wissenschaftlicher Ruhe und menschlicher Tiefe verband.

Er beschrieb vier typische Phasen von Nahtoderlebnissen:
Das Schweben über dem Körper, Distanz zum physischen Sein. Das Aufsteigen in eine höhere Sphäre, oft mit Gefühl von Leichtigkeit. Ein Moment der Geborgenheit, als würde man in etwas Warmes, Friedliches eintauchen –
„helle Dunkelheit“, wie er es nannte. Das Wiedersehen mit Menschen, die liebevoll begrüssen: „Da bist du ja – herzlich willkommen zu Hause.“ Diese Erfahrungen interpretiert Jadaan nicht mystisch, sondern relational: Es sind Begegnungen auf einer tieferen FlowinYouFestival 2025 Rückblick-Bericht NS Bewusstseinsebene – Resonanz über die Grenzen des Körpers hinaus. Sein Fazit ist entwaffnend schlicht und doch voller Weisheit: „Die Natur und der Mensch sind Studien genug.“ Denn ob in Krankheit oder Gesundheit, im Leben oder im Übergang – es geht immer um Beziehung, Nähe und Distanz, Vertrauen und Loslassen. Und genau darin liegt die Essenz von Persönlichkeitsentwicklung: in Resonanz bleiben – mit sich selbst, mit anderen, mit dem Leben.

Abendprogramm – Referat mit Daniele Ganser – Eine Menschenfamilie in Resonanz

Im Abendprogramm sprach Daniele Ganser über globale Beziehungen – und darüber, wie Systeme, Ideologien und Machtstrukturen Menschen voneinander trennen. Seine Botschaft war schlicht, aber tief: „Wir sind eine Menschenfamilie. Wir dürfen denken, fühlen und fragen.“ Er zeigte, wie Wording, Framing und Narrative unsere Wahrnehmung formen – und wie leicht Sprache zur Waffe werden kann. Denn dort, wo Begriffe manipuliert werden, beginnen sich auch Beziehungen zu verzerren. Ganser erinnerte daran, dass Kriege immer Beziehungen zerstören – zwischen Völkern, Familien und letztlich in jedem Einzelnen von uns. Wenn Menschen in Feindbildern denken, verlieren sie das Bewusstsein für die gemeinsame Menschlichkeit. Aus Nachbarn werden Gegner, aus Unterschieden Bedrohungen .So spalten Kriege, was zusammengehört: die Menschenfamilie. Ganser führte uns eindrücklich vor Augen, dass Frieden dort beginnt, wo wir einander wieder als Menschen begegnen – jenseits von Ideologien, Grenzen und Geschichten. In einer komplexen, modernen Welt bedeutet Bewusstheit, Informationen nicht einfach zu übernehmen, sondern sie immer wieder zu hinterfragen mit der Menschengeschichte zu vergleiche – sie mit dem eigenen Erleben, den eigenen Werten und dem inneren Kompass abzugleichen. Dabei geht es nicht um Misstrauen, sondern um Selbstverantwortung: im Denken, im Fühlen und im Handeln. Sein Vortrag erinnerte: Beziehung bedeutet nicht immer Harmonie – manchmal heisst sie, mutig zu bleiben, zuzuhören, zu hinterfragen und Resonanz auch im Widerstand zu halten.

Persönliches Fazit:

Beziehung ist die grösste Ressource unserer Zeit. In einer Welt, die immer schneller wird, sind wir überzeugt: Nur wer sich selbst fühlt, kann mit anderen in Resonanz gehen. Der Verband für Persönlichkeitstraining steht für ein neues Verständnis von Wirksamkeit – eines, das auf Bewusstsein, Verantwortung und Verbundenheit beruht. Wir vernetzen Menschen, die die Zukunft verantwortungsvoll und menschlich gestalten wollen – mit Bewusstsein, Haltung, Herz und Humor. Denn echte Stärke entsteht nicht durch Abgrenzung, sondern durch Beziehung. Flow beginnt, wenn wir aufhören zu kämpfen – und anfangen, uns aufeinander einzuschwingen.

Uns vom V-P-T ist bewusst, dass Daniele Ganser eine politisch umstrittene Persönlichkeit ist. Er war Teil des Abendprogramms des FlowinYou Festivals, das als eigenständiger Veranstalter agiert und Netzwerkpartner des V-P-T ist. Seine Erwähnung in diesem Bericht erfolgt aus Gründen der Transparenz und im Bewusstsein, dass freie Meinungsbildung in einer gelebten Demokratie nur im offenen Austausch möglich ist. Aus psychologischer Sicht verstehen wir Beziehung als einen Raum, in dem Unterschiedlichkeit ausgehalten und Vielfalt wahrgenommen werden kann, ohne sie zu bewerten. Dieser Rückblick soll die Vielfalt des gegenwärtigen Miteinanders widerspiegeln – nicht jedoch Zustimmung zu allen Positionen oder zum Wirken Gansers ausdrücken.