Coaching in der Trauerarbeit

Wir trauern, wenn wir von einer Lebensphase Abschied nehmen müssen: zum Beispiel, wenn das jüngste Kind auszieht, wenn wir unseren Wohnort und/oder unsere Arbeitsstelle wechseln müssen, wenn wir uns von unserem Lebenspartner trennen, etc.. Besonders schwierig ist es, wenn existenzielle Gründe, eine unheilbare Krankheit oder ein schwerer Unfall unser Leben oder das unserer Liebsten bedrohen oder nachhaltig einschränken. Trauer geht einher mit starken Emotionen und hat Einfluss auf unser ganzes Leben, privat wie beruflich. Verdrängen wir den Verlust, laufen wir Gefahr, dass sich unverarbeitete Trauer langfristig auf unsere körperliche wie geistige Leistungsfähigkeit und Gesundheit auswirkt. Wir überfordern uns.

Die Auseinandersetzung mit der Trauer erfordert Mut zur Reflexion, Raum und Zeit, stimmige Begleitung. Trauerarbeit ist so individuell, wie jede Lebensgeschichte. Es gibt kein richtig, kein falsch. Der Entscheid des Klienten, sich seiner Trauerarbeit zu stellen, ist der erste wichtige Schritt der Verarbeitung.

Trauer erfordert Bewusst-Sein, das Zulassen von Emotionen. Es geht zunächst um das Wahr- und Annehmen der Situation. Dazu gehört es, den Verlust und die Herausforderung mit allen seinen Facetten anzuschauen und zu würdigen.

Gemäss „Theorie U“ von Scharmer (2019) kann der gelingende Umgang mit Herausforderungen und Veränderungen erfolgen, wenn der Klient im ersten Schritt zum bewussten Hinhören, Hinsehen, sowie Hinspüren ermutigt wird. Scharmer sagt: „Das Wichtigste in all diesen Prozessen ist etwas, das für das Auge gänzlich unsichtbar bleibt“. Scharmer sieht in der inneren unsichtbaren Haltung entscheidendes Potential für den Umgang mit Herausforderungen. In weiteren Schritten geht es darum Blickwinkel aus Vergangenheit und Zukunft zu ermöglichen und in Berührung bringen, das eigene Gestaltungspotential im Jetzt zu erschliessen und die Handlungszuversicht zu stärken.

Trauerarbeit verlangt nicht die Bekämpfung der Trauer, sondern deren Umgang. Dankbarkeit für das, was war, als stärkendes Element wahrzunehmen und dank neuer Perspektiven Zuversicht als Gestaltungspotenzial zu erkennen.
Trauern erfordert Reflexion und löst starke Emotionen aus. Wenn wir uns dieser stellen, bietet sie bei allem Schmerz einen intensiven Prozess der Persönlichkeitsentwicklung.

*Als Coach ist es insbesondere bei traumatischer Trauer-Thematik zunächst äusserst wichtig, die Möglichkeiten und Grenzen des Coachings zu klären. Coaching ersetzt keine Psychotherapie oder ärztliche Behandlung! Der Coach kann den psychisch gesunden und handlungsfähigen Klienten bei seinem Prozess begleiten, ihn mittels Raum, Zeit und nicht-therapeutischen Interventionen bei seiner Trauer begleiten und unterstützen.