Rückblick Angstfrei Kongress 2023

Die Vorgeschichte von V-P-T Martin Rohner

Im Frühjahr dieses langsam zu Ende gehenden Jahres hatte ich einen Wunsch und einen Traum. Ich wollte mir eine Auszeit gönnen und eine Reise zum Kilimandscharo machen. Dieser Wunsch und Traum begleitet mich seit vielen Jahren. Kurz nachdem ich den Flug und die Expedition auf den Kilimandscharo gebucht hatte, wachte ich eines frühen Morgens Schweissgebadet auf. Ich träumte davon, wie die Umrisse von Afrika sich zu einem Totenkopf verformten. Ich erinnere mich noch, wie wenn es gestern gewesen wäre an das Gedankenkarussel nach diesem Albtraum. Ist dies nun eine Vorahnung, werde ich mich auf meiner Reise in Gefahr bringen, lauert der Tod auf dem Berg?

Du fragst dich sicher und was hat dies nun mit dem Angstfrei Kongress zu tun, der Ende September in Bern zum 4. Mal stattfand? Kurz nach diesem Traum googelte ich nach der möglichen Bedeutung dieses Traums und landete irgendwann auf der Seite des Angstfrei Kongresses. Ich beschloss zweierlei, zum einen mich anzumelden und zum anderen das Thema Angst für den Sommer lang mal in Pause zu schicken. Und dieser Entscheid hat sich gelohnt.

Der Angstfrei Kongress 2023

Gabriel Palacios eröffnete seinen Kongress gleich selber. Von seinen spannenden Ausführungen zu Meditation und Hypnose möchte ich folgendes in diesem Bericht festhalten:

  • Das Ziel einer Meditation ist das Annehmen und Betrachten eines Zustandes. Ich schau mir meine Ängste an, nehm sie wahr und an. Mit der Hypnose habe ich die Möglichkeit, mich dieser Angst zu stellen und mein Verhalten durch eine Neubeurteilung von alten Erfahrungen zu verändern.

Kurz darauf wurde es philosophisch und doch ganz konkret. Rebekka Reinhard rief zur Widerrede gegen die verblödete Vernunft auf und beschrieb Thesen aus ihrem neuesten Buch DIE KUNST GUT ZU SEIN, um sich in unsicheren Zeiten in der Welt wieder zuhause zu fühlen. Mit einer alten chinesischen Weisheit ermuntert sie uns darüber nachzudenken, wie unser heutiges Effizienzdenken zu Unzufriedenheit und innerem Unglück führt.

  • Eine Pflanze wächst nicht schneller, wenn ich an ihr ziehe. Damit zeigt sie mit dem Finger auf die Banalität des Guten und den Weg des langsamen Glücks als Quelle für Resilienz und Einkehr in der Zufriedenheit.

Nach der Philosophie – eine “Türe” weiter – führte uns die Ethikerin Dr. theol. Ruth Baumann-Hölzle (Mitbegründerin und Leiterin des «Interdisziplinären Instituts für Ethik im Gesundheitswesen») tief in den Existenz bestimmenden Zusammenhang von Urvertrauen und Urangst. Beide können als Pole unseres Lebens gesehen werden. Ohne Urvertrauen keine Freiheit, ohne Urangst keine Fähigkeit, Grenzen zu erkennen. Hält die Angst einen im Banne, fühlt man sich nicht frei, ohne Urvertrauen keine Beziehungsfähigkeit. Mit einer eindrücklichen Leichtigkeit führt sie durch diese tiefgründigen Themen und bringt die Ethik zu einem einfachen Punkt:

  • Ethik ist Respekt und Zuwendung.

Mathias Fischedick (Business- & Mental Coach) zog die vielen Interessierten mit seinem “Jammerlappen” in den Bann. Wer kennt ihn nicht, der, welcher tief innen in unserem Gehirn immer den andern Schuld gibt, dieser, welcher den Zweifeln mehr Plattform bietet anstatt unserer Superkraft Flexibilität und Neugierde?

  • Seine Ermutigung: Hinterfrage – wechsle die Perspektive – bleibe neugierig!

Und dann – Samuel Koch. 2010, einen Bruchteil einer Sekunde, veränderte sein Leben in “Wetten, dass…” Er sei ein Beispiel, wie Angst etwas Berechtigtes, Ernstzunehmendes ist. Wie nah doch manchmal Mut und Dummheit beieinander stehen! Fast totenstill im Saal als er uns auf die Reise nahm:

  • Zu seiner Angst im neuen Leben “Rollstuhl” und über die Kunst, die Angst anzunehmen und loszulassen, um zu vertrauen. Dankbar zu sein, dass er sich weiterhin jeden Tag Neuem stellen kann.

Am nächsten Tag gings weiter mit dem Präventiv Mediziner Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer. Er ermahnte uns, genau in Zeiten, da es scheint, dass alles ausser Gleichgewicht geraten sei, sich den Ängsten zu stellen. Sie anzunehmen und zu betrachten, zu beobachten. Aufmerksam aus verschiedenen Perspektiven.

  • Der eine hat Arthrose und rennt von Arzt zu Arzt. Der andere denkt, “oh ein Defekt am Chassis” und macht Sport. Vom Erleben ins Bewegen, zum Wohlbefinden und ermutigt uns zu etwas mehr “lass es und lebe”.

Dr. med. Martin Schipplick erzählte von seinem hypnosystemischen Wirken in der Kommunikation mit Patienten, die sich in lebensbedrohlichen Situationen befinden. Anhand eines kleinen Ist/Soll Vergleich stellt er unter anderem

  • der Angst, Mut und Stärke gegenüber, dem Schmerz, die Fähigkeit ihn zu kontrollieren, dem Kontrollverlust ein Kontrollerleben und ganz einfach: Vom Nein zum Ja der Annahme.

Und dann wurde F.E.T., ja richtig, mit einem T. Christian Daniel Mayer (Coach und Kampfkunst Master) ermöglichte 3 Teilnehmerinnen mittels seines Konzeptes ein Brett mit einem Handkantenschlag in zwei Teile zu zerschlagen ohne sich zu verletzen:

  • F für Fokus – E für Entschlusskraft – T für Tun. Eindrücklich zeigte er auf, dass jede Handlung geprägt sein soll von Respekt vor dem Gegenüber und der Annahme eines Problems durch annehmen, analysieren und lösen.

Als gehe es darum danach wieder die Nerven etwas zu beruhigen, führte uns Nicole Bechtold (Fernsehmoderatorin mit einem «Master of Psychology») durch das limbische System, insbesondere der Amygdala, welche unsere psychischen und körperlichen Reaktionen steuert und kontrolliert. Sie ist beteiligt am Reflex Flucht oder Kampf und hat Einfluss auf unser Angst- und Stressempfinden. Nicole Bechtold lenkt darum den Fokus zurück auf

  • die Achtsamkeit für den gegenwärtigen Moment – Ohne das JETZT gibt es keine Vergangenheit, aber auch keine Zukunft.

Den krönenden Abschluss durfte Patric Heizmann (Ernährungsexperte und Erfolgsautor) ganz nach seinem Credo “bleib gesund, aber mach etwas dafür”, machen. Mit viel Humor und Schalk führte er uns durch eine kohlenhydratarme Ernährung und forderte jeden auf, mehr Selbstverantwortung zu übernehmen und sich nicht nur auf Ärzte und Politiker zu stützen. Sein Achtsamkeit-Tipp:

  • Abends zu reflektieren, was man verändert, geschafft hat und keine Gedanken oder Ärger über Dinge, die man nicht erreicht hat.

Das Fazit

Herzlichen Dank an Gabriel Palacios und all seine Helfer- und Speaker*innen für all die tollen Inputs und neuen Perspektiven. Ich freue mich schon heute auf den 19.&20. Oktober 2024 – den kommenden Angstfrei Kongress. Die Tickets sind gebucht – es lohnt sich, überzeug Dich selbst:

Falls Du Dich immer noch fragst, was dieses Resumee mit dem Albtraum und dem afrikanischen Totenkopf zu tun hat? Folgende Schlussbemerkung:

Eigentlich doch NICHTS, ausser es gelingt Dir, wie mir in diesem Sommer:

Die Angst annehmen, mitnehmen und loslassen.

Übrigens, ich durfte meine Reise durch Tansania und auf den Kilimandscharo ohne einen einzigen Moment der Gefahr oder eines Angstgefühls erleben, auch abseits der üblichen Trampelpfaden des westlichen Tourismus. Voller Überraschungen und unerwarteten Begegnungen, auch mit mir selbst. Dafür bin ich dankbar.