Warum Burnout NICHT vom Job kommt – Buchrezension

Die Autorin widerlegt die allgemein verbreitete Annahme, dass Burn-out vom Job kommt. Sie zeigt die Ursachen für ein Burn-out mit dem Fokus auf dem menschlichen Persönlichkeitsprofil auf. Äussere Einflüsse wie Unternehmensstrukturen oder körperliche Gründe erwähnt sie zur Unterstützung ihrer These.

Die Autorin Helen Heinemann entwickelt gestützt auf ihre Erfahrung als Coach von Männern und Frauen eine umfassende persönlichkeitsbezogene Erklärung der Ursachen für die Volkskrankheit Nr. 1. Sie spricht alle gängigen Thesen an und widerlegt sie anschaulich. Veröffentlicht wurde das Buch in erster Auflage bereits 2012, doch die Burn-out Prävention greift gestützt auf diese Erkenntnisse noch immer nicht wirklich.

Heinemann zeigt überzeugend und detailliert auf, dass die Ursache für ein Burn-out im Selbstbild des betroffenen Menschen liegt, im Rollen- und Wertverständnis, in der verlorenen Identität. Denn nur wer bereits tief im Inneren aus dem Gleichgewicht ist, gerät irgendwann stressbedingt in ein Burn-out.

Sie führt die Leserschaft aktiv und gut verständlich durch ihre Argumentation hindurch. Das Buch lebt von der süffigen Schreibweise in Erzählform. Unzählige Lebensgeschichten aus ihrer langjährigen Coaching-Erfahrung illustrieren ihre These. Ein bisschen Voyeurismus macht sich breit. Stellenweise fliessen Erkenntnisse aus Lehre und Forschung ein.

Fazit: Für Therapeuten ist das Buch von Nutzen, da der Blick für die vielen Facetten der persönlichkeitsbedingten Ursachen geschärft wird. Wer jedoch kurz und bündig informiert werden will, dürfte beim Lesen sein Auge bald mal diagonal über die Seiten gleiten lassen. Wer selber schon mal ein Burn-out und den langen Weg in die Erschöpfung erlebt hat, erkennt sich wieder. Das Buch ist lesenswert für die Mitglieder aller Fachverbände des V-P-T Verbandes. Denn die Früherkennung von persönlichkeitsbedingten Faktoren, die zu einem Burn-out führen können, ist in jedem Fachgebiet angesagt.