Das «innere» Aufräumen

Im Moment liest und sieht man viel über das Thema Aufräumen. Will man den Medien glauben, gibt es in der Schweiz Menschen, die nicht wollen, dass ihre Socken traurig sind. Darum knüllen sie sie nicht mehr brutal zusammen, sondern falten sie zu einer Art Sockenorigami. Manche räumen gar jeden Abend ihre Handtasche aus und bedanken sich bei ihr für ihre guten Dienste. Man mag darüber die Stirn runzeln. Hinter diesem seltsamen Gebaren steckt die «Räum auf und alles wird besser Philosophie». Im Moment ein regelrechter Hype: Wenn mich ein Gegenstand nicht mehr glücklich macht, muss er weg. Was übrig bleibt, bekommt einen genau bestimmten Platz in der Wohnung. Den Restbesitz soll man wertschätzen, und darum darf man sich ruhig auch bei den beiden Handtaschen bedanken, die die Radikalkur überlebt haben. Der Hype gibt Rätsel auf. Was verspricht man sich von einer Wohnung, die aussieht, als wäre sie unbewohnt?

Man sagt, es hängt damit zusammen, dass man nicht weiss, was man will. Das Aufräumen zwingt Entscheidungen zu fällen und sichtbar «Ordnung» zu schaffen. Wir besitzen rund 10’000 Dinge, davon sind allerdings nur 20 Prozent in Gebrauch. Was man behält soll entweder nützlich sein oder Freude machen. Klingt das verlockend und fühlt sich das befreiend an? «Entrümple Deine Wohnung und Dein wahres Ich kommt quasi von selbst zum Vorschein.» Der Trend nährt die trügerische Hoffnung, dass Ordnung von aussen automatisch Ordnung von innen schafft. Eigentlich geht es aber immer ums Loslassen von Dingen. Leider reicht es meist nicht, sich von ein paar Konsumgütern zu trennen. Es stellt sich die Frage ob dieses Aufräumen eine Ersatzhandlung ist, so wie eine Beruhigungspille, um vor den wirklichen Sachen, die einem wirklich verändern würden im Leben abzulenken? Ein erster Schritt ist es auf jeden Fall.

Falls man über diese Art von Aufräumen hinausgehen möchte, würde sich ein Coaching lohnen. Einmal bei sich persönlich hinzuschauen um herauszufinden, was sich anzupacken lohnt, um tragfähige, umsetzbare und erreichbare Möglichkeiten anzusteuern? Ja, um dann freudvoll den geplanten Weg zu gehen.